Anpassungsfähig in der Pandemie: Der Dialog im Dunkeln Singapur

Dialog im Dunkeln Singapur (DiD SG) ist eine der bekanntesten Dialog-Ausstellungen. Nach mehr als einem Jahrzehnt zeichnet sich das Team an diesem Standort durch hohe Innovationskraft und Eigeninitiative aus.

Foto von Workshop-Teilnehmer*innen im Dialog mit einem Guide.
Fotos von Teilnehmer*innen an einem Workshop. Die Teilnehmenden tragen Augebinden und stehen hintereinander aufgereiht, wobei sie sich an der Schulter der vor ihnen stehenden Person festhalten.
Gruppenfoto von Teilnehmern eines Workshops.

Es war einer der Orte in unserem Netzwerk, der während der Pandemie am längsten schließen musste. An eine universitäre Einrichtung angebunden, waren die Covid-19 Maßnahmen sehr streng, wodurch die Ausstellung für 2,5 Jahre geschlossen war.

Wir haben mit Prema V gesprochen, der Geschäftsführerin von DiD SG, um von hören den Anpassungsprozessen während der Pandemie und ihren Erfahrungen nach der Wiedereröffnung zu hören. Dies ist das Interview:

DSE: Was war die größte Herausforderung während der Schließung der Ausstellung?

Prema: Eine zentrale Herausforderung bestand darin, während der Pandemie relevant zu bleiben, damit wir weiterhin Programme anbieten und unseren blinden Guides ein Einkommen sichern konnten. Wir mussten auch das körperliche Wohlbefinden unserer Guides während der langen Schließung berücksichtigen, die den physischen Kontakt von Mensch zu Mensch reduzierte. Deshalb haben sich unsere Praktikant*innen regelmäßig telefonisch mit ihnen in Verbindung gesetzt, und wir haben auch mehrere virtuelle Teamsitzungen abgehalten, um sie moralisch zu unterstützen.

DSE: Und wie habt ihr es geschafft relevant zu bleiben und die psychologische Gesundheit zu erhalten?

Prema: Wir stellten auf ein neues Online-Programm um, Spotlight on the Blind (SOTB), das interaktive Aktivitäten zur Simulation der Welt der Blinden, Videos und natürlich den Dialog mit unseren Guides umfasst. Als sich die Covid-Situation entspannte und wir in der Lage waren, persönliche Programme in unserem Zentrum - allerdings nicht in völliger Dunkelheit - durchzuführen, passten wir SOTB an verschiedene Formate an und bauten zusätzliche Botschaften ein, um den Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden. Wir boten auch Interviews und Sitzungen im Format einer „Menschlichen Bibliothek“ an, bei denen die Teilnehmer*innen aus erster Hand von unseren Guides hören konnten.

DSE: Welche Lehren habt ihr als Team aus dieser Zeit gezogen?

Prema: Wir haben gelernt, anpassungsfähiger zu sein und neue Arbeitsweisen, Moderationsmethoden und Programmabläufe aufgegriffen. Wir haben auch erkannt, dass unsere blinden Guides über ungenutzte Potenziale verfügen, die genutzt werden können, wenn sie die entsprechenden Möglichkeiten und Schulungen erhalten. Unsere Guides haben zum Beispiel neue digitale Fähigkeiten erlernt, wie den Umgang mit Zoom; einige mussten sich sogar erst an den Umgang mit einem Laptop gewöhnen! Da sie es gewohnt waren, Führungen in kleinen Gruppen bei völliger Dunkelheit durchzuführen, lernten sie auch, Programme im Hellen zu leiten, und das auch für viel größere Gruppen.

DSE: Wie geht es dem Team, insbesondere den Kolleg*innen mit einer Sehbehinderung nach der Wiedereröffnung?

Prema: Vor allem unsere blinden Guides haben sich gefreut, zurückzukommen, und sie haben die Führungen wieder aufgenommen wie die Enten das Wasser! Sie bevorzugen es, enger und mit kleineren Gruppen zu interagieren, um einen intimeren Dialog zu führen. Einige mögen es auch, eine größere Vielfalt an Programmen durchführen zu können.

DSE: Habt ihr aufgrund der Covid-Auflagen Änderungen an der Ausstellung vorgenommen?

Prema: Ja, wir mussten einige Änderungen vornehmen, vor allem im Café. So haben wir anstelle des eigentlichen Essens eine Simulation des Kaufs von Lebensmitteln mit bargeldloser Bezahlung eingebaut. Außerdem führen wir jetzt dreimal täglich eine Desinfektion durch und empfehlen dringend das Tragen von Masken während der Führungen.

DSE: Denkst du, dass sich die Art eine Gruppe durch die Dunkelheit zu führen und die Botschaft der blinden Guides durch die Pandemie verändert haben?

Prema: Unsere Guides haben neue Ideen und Fähigkeiten in der Moderation gewonnen und einige von ihnen haben diese in die Touren eingebaut. Wir haben auch festgestellt, dass unsere Botschaft weiter reichen kann, über die Gruppe von Menschen mit einer Sehbehinderung hinaus, indem wir die Tour im Dunkeln als eine starke erfahrungsbezogene Brücke nutzen.

DSE: Habt ihr etwas Besonderes oder Verändertes an den Besuchern festgestellt?

Prema: Seit der Lockerung der Covid-Beschränkungen werden wir mit Anfragen für Führungen und andere Programme geradezu bombardiert! Die Leute sind begierig darauf, für persönliche Begegnungen zurückzukommen. Seit der Wiedereröffnung im August 2022 haben wir etwa 40 Kunden, die bis Ende 2022 bei uns gebucht haben.

DSE: Hat die Pandemie auch noch Einfluss auf die Zukunft von DiD SG?

Prema: Dank der Pandemie haben wir jetzt unterschiedliche Programmformen, die wir unseren Kunden anbieten können. Außerdem glauben wir, dass Covid ein Schlaglicht auf Randgruppen geworfen hat; es gibt eine größere Nachfrage nach Programmen zum Thema Vielfalt und Inklusion (Diversity and Inclusion, D&I). Wir sehen Möglichkeiten, Programme zu entwickeln, die sich mit D&I befassen und die Tour als erfahrungsorientierte Komponente nutzen.

Ich kann mir kein besseres Beispiel dafür vorstellen, wie man Krisen in Chancen verwandelt. Es zeigt wieder einmal, warum DiD SG eine Ikone unseres Netzwerks ist. Ich gratuliere diesem innovativen Team und wir freuen uns auf ihre großartige Arbeit in den kommenden Jahren!

Das Gespräch führte Pepe Macías für DSE.