Warum Dunkelheit?

Foto von vier weißen Stöcken vor schwarzen Hintergrund.

Dunkelheit verändert unsere Wahrnehmung in hohem Maße. Ob wir sehen können oder nicht, beeinflusst unser gesamtes Leben. Das ist sicherlich jedem bewusst. Deshalb hat das Erleben völliger Dunkelheit für jeden sehenden Menschen etwas Beunruhigendes: Zunächst tritt eine völlige Hilflosigkeit ein, die beängstigend ist. Doch dann beginnen die Menschen, sich anzupassen und versuchen, mit der für sie verwirrenden neuen Situation zurechtzukommen. Sie benutzen den Blindenstock, setzen ihre übrigen Sinne zur Orientierung ein und beginnen, die Menschen um sie herum auf völlig neue Weise wahrzunehmen und wertzuschätzen.

Dunkelheit ist ein Weg des Lernens, wie ihn Milton Erickson, einer der einflussreichsten systemischen Denker unserer Zeit, im Sinn gehabt haben könnte, als er sagte: „Solange du nicht bereit bist, verwirrt zu sein über das, was du bereits weißt, wird das, was du weißt, niemals breiter, größer oder tiefer werden.“

„Lernen durch Verwirrung“ und eine radikale Veränderung unseres „normalen“ Kontextes markieren den Unterschied des Lernens im Dunkeln im Vergleich zu einem „normalen“ Training (sei es draußen oder drinnen). Nach Erickson ist Kontextveränderung notwendig und unumgänglich, wenn man nach Innovation und Fortschritt strebt. Sie bringt Verwirrung mit sich, doch wir brauchen eine solche Phase mit emotionalen Höhen und Tiefen, um nachhaltig zu lernen und innere Ressourcen zu aktivieren. So kann Dunkelheit wie ein perfekter Katalysator wirken (Antje Boijens, „Business Case Reasoning for the DID Training Centre“, bei AGI in München).